Ein perfekt aufeinander eingespieltes Team

Interview mit Enrico Finn, Geschäftsführer des Arbeitskreises Ludwigsburger Bauhandwerker

Aus einer allgemeinen Wirtschaftsflaute 1976, segelte der Arbeitskreis Ludwigsburger Bauhandwerker (ALB) mit wehenden Fahnen in die Zukunft. Junge Meister ihres Fachs wagten vor 40 Jahren eine kleine Revolution. Sie schlossen sich zu einem kundenfreundlichen Verbund zusammen, der Dienstleistung aus einer Hand bot. LKZ-Mitarbeiter Thomas Faulhaber sprach aus diesem Anlass mit Enrico Finn, der seit dem Jahr 2014 Geschäftsführer des ALB ist.

LKZ: Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum runden Geburtstag. Mussten die Initiatoren der ALB eigentlich lange für ihre Idee werben oder hatten sie leichtes Spiel? Was waren denn die Grundgedanken?

FINN: Ich selber war damals ja noch ein Kind. Aber ich habe mir erzählen lassen, dass auf den Baustellen damals chaotische Zustände herrschten. Jeder kam und ging wie er wollte und wurstelte, ohne auf andere zu achten, vor sich hin. Der Kunde war mit der Koordination überfordert, die Gesamtkosten aller Maßnahmen waren undurchsichtig.

Deshalb war der Gedanke, eine schlagfertige Gemeinschaft zu gründen, die alle Gewerke vereint, deren Mitglieder sich gegenseitig respektieren und die ganz im Sinne der Kunden handeln. Diese Idee war so neu, dass sie damals vom Land Baden-Württemberg gefördert wurde. 

LKZ: Welche Argumente haben denn die Gründungsmitglieder damals letztlich am meisten überzeugt?

FINN: Mitten in der Ölkrise mit den Auswirkungen auf den Weltmarkt, wurde auch in der Region um jeden Auftrag hart gekämpft. Mit dem Zusammenschluss zu den Ludwigsburger Bauhandwerkern, konnten jetzt auch kleinere Handwerksbetriebe größere Projekte in Angriff nehmen. Außerdem brachte jeder seinen persönlichen Kundenstamm ein, der nun für alle zugänglich war. Das bedeutete automatisch mehr potenzielle Auftraggeber, die durch einen gemeinsamen und einheitlichen Auftritt in der Öffentlichkeit stetig wuchs. Die Gründer sorgten alleine mit ihrer Fahrzeugflotte für flächendeckende Präsenz und Aufsehen.

LKZ: Der ALB war immer schon sehr innovativ. Welche technischen Errungenschaften setzten sie denn bereits früh über die Jahrzehnte gesehen ein und warum sind sie das doch oft sehr teure Risiko eingegangen?

FINN: Damals wie heute ist Kommunikation im Handwerk ein ausschlaggebender Erfolgsfaktor. Das hat der ALB sehr früh erkannt. Deshalb wurden alle Wagen mit Funk und jedes Büro mit Faxgeräten ausgerüstet. Ein eigenes Computerprogramm wurde angeschafft, mit dem die Termine der einzelnen Gewerke optimal gesteuert und koordiniert werden konnten. Das sparte den Kunden Zeit und Geld. Heute ist das mit den Möglichkeiten, die ein Smartphone bietet kein Problem mehr und selbstverständlich.

LKZ: Ihre Mitgliedsbetriebe haben sich hauptsächlich auf Sanierung und Renovierung spezialisiert. Warum?

FINN: Weil die Aufgaben hier anspruchsvoller sind als im Neubau und den Handwerker in uns fordert. Im Bestand finden wir Rahmenbedingungen vor, die wir mit den Wünschen einer anspruchsvollen Kundschaft in Einklang bringen müssen. Dazu ist Ideenreichtum, Kreativität und viel Einfühlungsvermögen nötig. Diese sehr abwechslungsreichen Herausforderungen machen Spaß und sind uns allen Ansporn zugleich.

LKZ: Ich möchte meine Wohnung auf Vordermann bringen, weiß aber nicht so recht wie. Wie funktioniert das mit dem ALB?

FINN: Sie wählen einfach die (0 7141) 4612 58 oder nehmen über unsere Homepage www.a-l-b.de Kontakt auf. Sie schildern kurz, was Sie machen wollen und vereinbaren einen Termin. Ich komme dann bei Ihnen zuhause vorbei, schaue mir alles an und wir besprechen in aller Ruhe das Projekt. Dafür sollten wir uns ausreichend Zeit nehmen. Im Anschluss werden Skizzen erstellt und der Kostenrahmen, den wir bei einer Tasse Kaffee in der Geschäftsstelle des ALB in der Martin-Luther-Straße durchgehen. Parallel zur Materialauswahl wird ein Zeitplan erstellt. Sauber und termingerecht machen wir uns dann an die Arbeit. Das Hauptgewerk übernimmt die Bauaufsicht und die Rechnung kommt aus einer Hand.

LKZ: Muss man immer das ganze Paket buchen, oder geht das auch in Päckchen?

FINN: Nein es muss nicht immer gleich eine groß angelegte Generalsanierung sein. Wir holen nur dazu, wen wir auch tatsächlich brauchen. Vom seniorengerechten Umbau des Badezimmers bis zur Neugestaltung des Wohnzimmers, dem Ausbau des Speichers bis zur energetischen Sanierung eines Gebäudes mit Dämmung und Heizungsanlage. Jedes Gewerk kann auch einzeln über den ALB beauftragt werden. Etwa wenn die Rollläden auf Elektroantrieb umgestellt werden sollen.

LKZ: Was kann und darf ich als Kunde vom ALB erwarten?

FINN: Beste handwerkliche Ausführung in Topqualität, Sauberkeit und Termintreue. Außerdem halten wir die kalkulierten Kosten ein und „bessern" nicht nachträglich nach. Und wir bringen Verständnis für die Bauherren mit.

LKZ: Ihr Modell wird mittlerweile oft kopiert. Was unterscheidet der ALB dennoch von ähnlichen Zusammenschlüssen?

FINN: Eindeutig unsere Erfahrung. Die zehn festen Partnerbetriebe des ALB sind ein perfekt aufeinander eingespieltes Team, die einander beinahe blind vertrauen können. Außerdem werden alle Arbeiten ausschließlich von eigenen Fachkräften ausgeführt und nicht an Subunternehmen vergeben. Viele von unseren Mitarbeitern haben in ihren Firmen ihre Ausbildung gemacht und sie werden mit Schulungen regelmäßig auf den aktuellen Stand der Technik gebracht.

LKZ: Das Bauhandwerk erlebt gerade einen regelrechten Boom. Nehmen Sie überhaupt noch kleinere Aufträge an?

FINN: Aufträge, die über den ALB hereinkommen, haben bei den Verbundunternehmen absolute Priorität. Egal ob nun nur ein Schlafzimmer gestrichen werden soll oder ob das gesamte Haus auf Vordermann gebracht wird. Uns sind kleine Projekte ebenso wertvoll wie die großen. Wichtig ist uns der zufriedene Kunde, der uns weiterempfiehlt. Eine bessere Werbung gibt es nicht.

LKZ: Und was haben Sie sich denn für die nächsten 20 Jahre vorgenommen? 

FINN: Wir wollen das hohe Niveau unserer Standards halten und weiter ausbauen. Und wir behalten die gesellschaftlichen Entwicklungen im Auge. Wir wollen Trends nicht nur verfolgen, sondern auch setzen.

Dieser Artikel ist am 26. November 2016 in der Ludwigsburger Kreiszeitung erschienen.

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